Stimme

Beim Singen soll man im Kehlkopf nicht mehr spüren als im Auge beim Sehen. Johannes Messchaert

Stimmerzeugung:

Durch den Ausatmungsprozess wird die Luft unterhalb der geschlossenen Glottis (Stimmlippenapparat) komprimiert bis der Druck gegenüber der Elastizität der Stimmlippen so stark ist, dass diese auseinandergetrieben werden. Durch die entstandene Ritze kann Luft hindurch strömen. In diesem Moment verringert sich der subglottale Druck, die Stimmlippen werden wieder aneinander geführt (Bernoulli Effekt). Der Vorgang wiederholt sich in sehr schneller Folge (Kammerton a1 = 440 mal/sec.) , die Stimmlippen vibrieren und versetzen den durchstreichenden Luftstrom in denselben Rhythmus in Schwingung, der Ton entsteht.

Durch den superglottalen Raum (Rachenraum, Mund – und Nasenhöhle) wird dieser Ton in verschiedener Weise modifiziert. Es entsteht die Stimme mit persönlichen Klangfarben und die Sprache.

 In folgendem Filmausschnitt (bei 3`40``) wird der Stimmerzeugungsprozess verbildlicht. https://www.youtube.com/watch?v=OQGl9lJoKTY

Dem dritten Grundpfeiler der Stimmbildung fällt die höchste und differenzierteste Aufgabe zu; die der Klangformung (1. Resonanz) und Lautformung (2. Artikulation). Diese zwei Elemente tragen wesentlich zum individuellen Stimmklang mit all ihren charakteristischen Eigenschaften bei. Bringe mit folgenden Übungen deine Stimme zum Blühen.

 

1. Resonanz

 

Jo Jo Spiel

Ziel: Mit dem stimmhaften "W" stärken sie das vordere, obere Resonanzgefühl (Vordersitz) für ihren Stimmumfang. 

Motorradtour

Ziel: Vibrationswahrnehmung im Kopfresonanzbereich (Vordersitz der Stimme) und Üben der Richtungsvorstellung des Klanges nach vorne. Die Ausrichtung des Stimmklanges in die "Horizontweite" verleiht ihr einen strahlenden, runden, kraftvollen Klang.

Fischerbootsfahrt

Ziel: Die Kopfresonanzbereiche werden wahrgenommen und gleichzeitig wird die Körperenergie bei der Klangerzeugung in Tiefe und Höhe erhalten. Die vordere Zungenposition und das Gefühl für den lockeren Unterkiefer werden trainiert.

Bohrmaschine

Ziel: Die klingenden Konsonanten "Zungen - R" und "stimmhaftes S" fördern zur gleichen Zeit die Aktivierung der Körperenergie und die Erschliessung der Resonanzräume für den Stimmklang.

Zickende Zwerge

Ziel: Mit dieser Isolationsübung erarbeiten sie einen klaren, kraftvollen, fokussierten Stimmklang (ohne Hauch).  Isolationsübung = keine Muskeln, ausser die dafür direkt gebraucht werden, werden in die Ausführung der Übung mit einbezogen.

Indianer Gesang

Ziel: Leider mischen sich beim Singen immer wieder Muskeln, wie zum Beispiel die Hoch- und Runterbewegungsmuskeln des Kehlkopfes ein, welche überflüssig sind und störend wirken. Diese Übung hilft Spannungen zu vermeiden, um frei singen zu können. 

Mit der Indianerhand klopfen wir auf einen Reflexpunkt in der Rinne zwischen Nase und Oberlippe (Philtrum) welcher die Kehlkopfaufhängemuskulatur lockert – löst.

SiNG - Übung

Ziel: Wahrnehmung und Intensivierung von Kopfresonanz. Körper - und Resonanzgefühl werden mit "NG" geweckt und ein Raum für den Stimmklang entwickelt.

2. Artikulation

Haferflocken Übung

Ziel: Unabhängigkeit von Lippe, Zunge und Kiefer trainieren. Stimmübergänge erproben ohne die Gefahr von unnötigen Muskelverspannungen am Zungenboden, Hals- oder Kiefermuskeln. Die Zungenmuskulatur wird angeregt, daraus resultiert eine freie, deutliche Sprache.

Lippenmandoline

Ziel: Mit Lockerheit im Sprechapparat durch den ganzen Stimmumfang klingen, ohne festen Zungenboden und daher womöglich spürbare Übergänge. 

Achtung: Die Zungenspitze darf bei der Durchführung die unteren Schneidezähne berühren und flach im Mund liegen.

Pleuel Übung

Ziel: Dehnung der Zungenmuskulatur für Mundbodenlockerung. Die Zunge liegt nun ein klein wenig weiter vorne im Mund. Dadurch wird der Rachen geweitet, welches zu einer Optimierung der Resonanzräume führt und die Tragfähigkeit der Stimme vergrössert. Eine bewegliche Zunge unterstützt die deutliche Artikulation.

 

Nuckel Daumen

Ziel: Auf die Klangrichtung der Sprache achten, dabei purzeln die Worte am Daumen vorbei aus dem Mund. Eine bewegliche Zunge und Unterkiefer sind Voraussetzung für die deutliche Artikulation. Eine weit vorne artikulierte Sprache ist keine "Klangbarriere"!

Sandwich essen

Ziel: Überspannung im Kieferbereich wird durch die Kaubewegung abgebaut. Wir weiten dabei die Resonanzräume und begünstigen die Resonanzentwicklung.

Jodler Übung

Ziel: Das schnelle Artikulieren löst muskuläre Verspannungen und verlangt eine präzise Sprechbewegung.